Georg Thieme Verlag Geschrieben 11. November 2020 Share Geschrieben 11. November 2020 Telefonische Nachgespräche als Intervention zur Förderung der Geburtsverarbeitung – ein Erfahrungsbericht Der Übergang zur Elternschaft kann durch ein belastendes Geburtserlebnis negativ beeinflusst werden und mit einer erhöhten Vulnerabilität für die Entwicklung von psychischen Problemen einhergehen. So weisen bis zu 22% der Frauen nach der Geburt Symptome einer postpartalen posttraumatischen Belastungsstörung auf. Hingegen schützen psychosoziale Ressourcen vor Fehlanpassungen, dazu zählt unter anderem das Gefühl der Frau, gut über den Geburtsverlauf informiert worden zu sein. Telefonische Nachgespräche sind ein von Hebammen entwickeltes und systematisch in das Leistungsangebot einer Klinik integriertes Projekt, mit dem Ziel die Verarbeitung der Geburt zu fördern. Dieser Beitrag soll anhand der bisherigen Erfahrungen zeigen, wie Mütter davon profitieren können. Methode Seit April 2018 bieten die Hebammen allen Müttern die Möglichkeit zu einem abrundenden telefonischen Gespräch – etwa acht Wochen nach der Geburt. Die Gespräche orientieren sich an einem von der Hebammen-Fachexpertin und der Konsiliarpsychologin gemeinsam erarbeiteten Konzept und ermöglichen, sich nach dem Befinden der Frau zu erkundigen und offene Fragen in Bezug auf die Geburt zu klären. So soll die Verarbeitung der Geburt unterstützt und die Frau falls notwendig auf weiterführende Angebote aufmerksam gemacht werden. Kollegiale Beratung und Supervision dienen dem Erfahrungsaustausch, der Klärung von Fragen und der Suche nach passender Unterstützung bei herausfordernden Telefonaten. Ergebnisse Eine große Mehrheit der Mütter nimmt das Angebot an. Nach einem Jahr Erfahrung zeigt sich, dass viele Frauen sehr zufrieden sind mit den Gesprächen. Die meisten Hebammen erachten die Gespräche als sinnvoll, sind aber gleichzeitig auch gefordert, die Telefonate in den Arbeitsalltag zu integrieren. Im Gespräch kann dem Geburtsverlauf nachgegangen werden, sowohl negative wie positive Erfahrungen werden anerkannt und können eingeordnet werden. Manchmal werden weiterführende Unterstützungsangebote in die Wege geleitet oder es kommt zur Vereinbarung eines persönliches Nachgesprächs, an dem je nach Problematik zusätzlich die Ärztin oder die Psychologin teilnehmen. Dieser Artikel stammt aus der Zeitschrift Geburtshilfe und Frauenheilkunde Link zu diesem Kommentar
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