Georg Thieme Verlag Geschrieben 22. Januar 2021 Share Geschrieben 22. Januar 2021 + + Dieser Beitrag stammt aus der Fachzeitschrift "Die Hebamme" + + Regulationsstörungen bei Säuglingen sind für Familien oft sehr belastend. Hebammen, als wichtige Ansprechpartnerinnen und Vertrauenspersonen, leisten hier die entscheidende Unterstützung. Zudem lassen sich durch frühzeitige und vorbeugende Interventionen Entwicklungsrisiken positiv beeinflussen. Fallbeispiel: Eine Hebamme besucht eine junge Familie mit ihrer neugeborenen Tochter. Sie hat schon viele Familien betreut und kennt sich gut aus mit den Fragen und Bedürfnissen frischgebackener Eltern. Die Mutter öffnet die Tür. In ihrem Arm hält sie ihre Tochter aufrecht ganz eng am Körper. Sie zeigt mit dem Finger auf ihren Mund und deutet an, dass die Hebamme leise sein müsse, da die Tochter gerade eingeschlafen sei. Hebammen sind vom ersten Tag an bei den Familien und gerade in der Anfangsphase meist wichtige Bezugspersonen, denen sich die Eltern anvertrauen. Für uns als Ergotherapeutinnen mit der Spezialisierung in der Säuglingstherapie ist die Zusammenarbeit mit Hebammen bedeutsam, da diese besonders bei Regulationsstörungen der frühen Kindheit eine gute Ressource darstellen. Wenn Symptome wie exzessives Schreien, Fütterprobleme und Schlafschwierigkeiten über mehrere Wochen bestehen bleiben, sind gerade Hebammen bei der Vermittlung von weiterführenden Maßnahmen und Therapien in Absprache mit dem behandelnden Arzt wegweisend. Diagnose Regulationsstörung Als die Mutter sich mit der Hebamme in der Küche hinsetzt, wird das Kind unruhig. Sofort springt die Mutter auf und läuft im Raum umher. Sie erzählt, dass das Kind nur schlafe, wenn sie in Bewegung bleibe. Zudem berichtet die Mutter, dass geringste Störungen, wie das Knarren einer Tür, ihre Tochter wecken würden. Die Eltern müssten für jedes Schläfchen großen Aufwand betreiben, das Kind lange im Arm umhertragen und könnten es nicht ablegen, da es sonst sofort aufwachen würde. Generell hätte das Kind tagsüber nur sehr kurze Schlafphasen von maximal 30 Minuten. Es klingt so, als müssten die Eltern außergewöhnlich viel dafür tun, den Alltag mit ihrem Kind zu gestalten. Die Hebamme sieht Anzeichen, die auf Schwierigkeiten bei der Regulation hindeuten, vielleicht sogar auf eine Regulationsstörung. Definition Die Diagnose Regulationsstörung wird im deutschsprachigen Raum als Teil eines multifaktoriellen Störungskonzepts erfasst. Dem Kind zuordenbare Symptome sind demnach regelhaft mit dysfunktionalen Mustern der Eltern-Kind-Interaktion verbunden. Entsprechend der AWMF-Leitlinie „Psychische Störungen im Säuglings-, Kleinkind- und Vorschulalter“ werden zwei Subtypen unterschieden: Typ A: Regulationsstörung ohne Störung der sensorischen Verarbeitung Typ B: Regulationsstörung mit Störung der sensorischen Verarbeitung Weiterlesen Link zu diesem Kommentar
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